Adrian Hon veröffentlichte kürzlich einen Beitrag mit einer sehr interessanten Perspektive, welche die mögliche Zukunft des Museums aufzeigt. Seiner Meinung nach bedeute die virtuelle Realität über kurz oder lang das Ende für viele Museen. 1
Zum einen seien die überfüllten Museen nicht mehr in der Lage noch ein adäquates Besuchererlebnis zu gewährleisten und würden somit zum Opfer Ihres eigenen Erfolgs. Darüber hinaus könne die Loslösung vom physischen Ort eine Wissensvermittlung in der ganzen Welt leisten. Somit wäre die virtuelle Realität Hon zufolge auch ökonomisch erfolgreich, trotz hoher Investitionskosten. Außerdem sei die Wahrnehmung der musealen Objekte in der ursprünglichen Umgebung (bspw. ägyptischer Statuen am nun virtuellen aber originalgetreuen Ort) wesentlich wirkmächtiger als in jedem Museumskontext, gleich wie sehr man sich im szenographischen Aufbau auch bemühe.
Somit werden einige deutliche Argumente für die virtuelle Realität hervorgebracht und dennoch denke ich nicht, dass dies das Ende des klassischen Museums — und im Übrigen auch nicht des Science Centers — bedeutet. In letztgenanntem besteht doch die Möglichkeit der Hands-On-Interaktion, eine haptische Erfahrung, die technisch (noch) nicht geleistet werden kann.
Noch wichtiger ist allerdings der Faktor des Sozialen. Museen sind ein Ort des Austauschs. Im Idealfall der Begegnung des Museums mit dem Besucher, aber auch des Besuchers mit anderen Besuchern. Das Museum ist nicht nur ein Ort der Kontemplation, des Betrachtens von mühsam kuratierten Devotionalienausstellungen, sondern es ist zugleich ein Forum, ein sozialer Raum der Kommunikation. „[Museums can be] ‚cultural accelerators‘ […] forums for debate, museums can be hubs for the creative economy [but], they need to be dialogic not monologic.“ 2
Die Face-to-Face Kommunikation mit anderen Besuchern, die Wahrnehmung des Raums sowie die Möglichkeit der physisch-haptischen Interaktion kann von der virtuellen Realität bei weitem (noch) nicht ersetzt werden. Indes sind oben genannte Vorteile deutlich zu erkennen. Vielleicht bedeutet die virtuelle Realität nicht gleich das Ende vieler Museen, sondern vielmehr eine weitere interessante Facette der Kulturlandschaft?
Was meint Ihr?
Update: Auf Ihre schlagwortartigen Assoziationen zur Zukunft des Museums gefragt, antworteten die Studierenden des Seminars „Politische Bildung im Museum“ an der JLU Gießen im Sommer 2016 wie folgt:
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1 Hon, Adrian: „VR Will Break Museums“ (url: https://medium.com/@adrianhon/vr-will-break-museums-794bfaa78ce4#.vz1tf36oc), abgerufen 10.07.2016). ↩
2 Lord, Gail Dexter: „Museums, Lifelong Learning and Civil Society“, in: John, H.; Dauschek, A. (Hrsg.): „Museen neu denken – Perspektiven der Kulturvermittlung und Zielgruppenarbeit“, Bielefeld 2008, S.70. ↩